xsr700 Umbau Heck Sitzbank

Interview mit dem Motorradblog „Living with Gravity“

Der Motorradblog Living with Gravity führte ein Interview mit mir.

Hier die deutsche Version des Interviews:

Daniel, du machst viele Dinge von Logo Design bis hin zu Skulpturen, was liegt dir am nächsten und warum?

Das kann ich gar nicht so genau sagen. Logo Designs sind die kommerziellesten Arbeiten die ich mache. Das sind vorwiegend Auftragsarbeiten und ich bin meistens an gewisse Vorgaben der Auftraggeber gebunden. Es macht aber trotzdem Spass zusammen mit dem Kunden ein Gesicht für das Unternehmen oder die Organisation zu kreieren. Meine Custom Bikes sind relativ freie Arbeiten und ich setze hier meine Ideen um. Leider bin ich auch hier etwas in der Umsetzung aller Ideen eingeschränkt, denn in Deutschland sind die gesetzlichen Vorgaben sehr streng.  Bei meinen Skulpturen bin ich komplett frei und kann gestalten was mir in den Sinn kommt, ohne auf gesetzliche Einschränkungen, oder auf Vorgaben von Kunden Rücksicht nehmen zu müssen.

Jeder Arbeitsbereich hat seine eigenen Herausforderungen und jeder Bereich profitiert von dem anderen. Die Fähigkeiten bildhauerisch Formen zu shapen sind auch beim Motorradbau sehr von Vorteil. Das Gefühl für Abstraktion, Formen, Abstände und Harmonien aus dem Logo Design helfen mir hierbei auch sehr. Sowohl das digitale arbeiten am PC als auch das analoge arbeiten mit verschiedenn Materialien reizen mich immer wieder. Am PC kann ich schnell meine Ideen visualisieren und sie dann mit den eigenen Händen in die Tat umsetzen.

Wie bist du zum Motorradbau gekommen?

Ich komme aus einer kleinen Stadt im Nordosten Deutschlands. Teterow hat eine alte und berühmte Motorrad Rennbahn, den „Bergring“. Ich bin also mit Motorrädern und Rennsport aufgewachsen. Schon sehr früh begleitet mich die Faszination für schnelle Motorräder. Durch meinen Vater und meinen Onkel, beide talentierte Schlosser und Schweißer, habe ich früh gelernt mit Metall zu arbeiten. In meiner Funktion als Produktdesigner kam dann die Verarbeitung faserverstärkter Kuststoffe dazu. Diese Fähigkeiten in Kombination mit meinem Auge für gutes Design gaben den Grundstein für die ersten Custom Bikes. Eines Tages erblickte ich bei Toni, einem guten Freund und Motorrad Händler, in einer Ecke eine alte Yamaha xjr1200. Mir gefiel sofort der große Vierzylinder Motor mit den großen Kühlrippen  und dem schönen Stahltank. Sofort kamen mir Ideen wie man daraus ein tolles Bike bauen kann. Ich konnte die XJR für einen sehr geringen Preis kaufen und baute mir im kalten Winter 2014/2015 meine eigene Version der XJR. ich habe den Umbau etwas auf meiner Website begleitet und rasch wurden Interessenten aufmerksam. Bis heute folgten einige weitere Bikes.

Was ist Ihrer Meinung nach der wichtigste Bestandteil eines Custom-Bikes?

Ich glaube das wichtigste ist eine gute Linie des gesamten Bikes, die meiste Aufmerksamkeit sollte dabei dem Heck gelten. Eine schöne Tail Section macht 70% eines schönen Bike aus. Auch die Farbgestaltung spielt eine große Rolle. Ich mag dezente Lackierungen und denke hier ist weniger oft mehr. Ich bin kein Fan von übertriebenen Malereien. Es gibt aber durchaus tolle farbenfrohe Lackierungen. Die Arbeiten von Gaetano Sole finde ich zum Beispiel sehr cool. Wichtig finde ich auch das die Fahrperformance nicht leidet, ein gutes Custombike sollte Spaß am fahren bereiten und nicht nur für das Schaufenster gemacht sein. Ansonsten kann ich jeden nur ermutigen sich sein Bike nach eigenen Ideen zu gestalten. Oft sind keine großen Eingriffe nötig um aus einem Stock Bike etwas mehr Style heraus zu holen.

Gibt es Pläne ein Elektromotorrad zu bauen? Oder hast du irgendein Konzept für ein Elektromotorrad im Kopf?

Bisher nicht konkret, aber ich finde die Idee spannend. Ich verfolge die Entwicklung im Mountainbikebereich schon länger und bin schon Elektro Enduros gefahren und war durchaus Beeindruckt von der Performance. Sehr interessant fand ich die Bikes von Alta Motors. Leider haben sie im Oktober 2018 den Betrieb eingestellt. Wirstchaftlich scheint das Konzept also nocht nicht konkurenzfähig zu sein. Aber die Entwicklung geht weiter und es werden neue Ideen und Möglichkeiten entstehen. Wichtig ist mir nur das der Spirit des Motorrades nicht verloren geht und das ist für mich nach wie vor, bezahlbare Bikes die einem das Gefühl von Freiheit und ein bischen Rebllentum vermitteln 🙂 Wenn diese Punkte stimmen werde ich mich auch Electric Motorcycles widmen.

Du bist sehr ausdrucksstark, wenn es um Logodesigns, Motorradbau oder Holzarbeiten geht. Wie bringt man das alles in Balance?

Eine sehr gute Frage und das ist wohl wirklich die größte Herausforderung! Für mich ist wirklich eine Gewisse Abwechslung sehr wichtig und ich glaube das ist auch das Geheimnis um nicht festzufahren. Allerdings versuche ich mich immer voll auf ein Projekt zu fokussieren und versuche Multitasking soweit wie möglich zu vermeiden und dann immer eine Sache nach der anderen, nur so verliert man nicht den Überblick. Wie bereits erwähnt beeinflussen sich die Bereiche gegenseitig, alles profitiert von allem. Darum möchte ich auch auf keinen Bereich verzichten. So ein bischen ist es bei mir aber auch Jahrezeit abhängig. An den Motorrädern arbeite ich meistens in den kalten Jahrezeiten, in den warmen fahre ich dann lieber. An meinen Skulpturen arbeite ich gern unter freiem Himmel und somit entstehen diese eher in den warmen Monaten. Mein branding und Design Bussiness läuft hingegen das gesamte Jahr über. Wichtig sind allerdings auch immer Phasen der Einkehr, also Abstand von allem zu nehmen und dem Kopf Freiraum gewähren. Da bin ich dann gern in der Natur, in den Wäldern an der See und lasse einfach nur die Umgebung auf mich wirken. Das bringt mich immer wieder an die Wurzeln und lässt den Kopf klarer werden. Neue Ideen, Energie und Inspiration ergeben sich dann ganz von allein. Ich glaube dieses erst auftanken und dann heraus lassen ist der kreative Zyklus.

Wie siehst du dich in den nächsten Jahren?

Ich werde der kreativen Arbeit sicher immer treu bleiben und auch die Faszination für Motorräder wird sich nicht auflösen, aber ich bin auch immer offen für persönliche und berufliche Entwicklung. Vieleicht gibt es Interessante Kooperationen mit anderen Unternehmen, oder ich werde mich noch mehr für den Naturschutz engagieren. Wie sagte Heraklit so schön „Die einzige Konstante im Universum ist die Veränderung.“ diese Aussage hat bis heute nicht ihre Bedeutung verloren 🙂

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